Er wird uns fehlen! Mit seinem Humor, den spannend erzählten Geschichten, seiner Abneigung gegen Dummheit und Intoleranz und seiner Verbundenheit zu unserer Schule!
Am 1. Oktober 2019 ist Eric Pleskow mit 95 Jahren in Connecticut (USA) gestorben. Als ehemaliger jüdischer Schüler des Brigittenauer Gymnasiums, der 1938 als Erich Pleskoff in die 4i ging (die “I-Klassen fassten damals Kinder mit “israelitischen” Bekenntnis zusammen), schätzte er das Engagement der Schule sehr, die düstere Vergangenheit aufzuarbeiten. Er selbst musste damals vor den Nazis fliehen, kam über Umwege in die USA, wo er eine beispiellose Karriere im Filmgeschäft hinlegte. Er war als langjähriger Filmproduzent (United Artists, später Orion Pictures) für das Entstehen vieler Oscar-prämierter Filme mit Weltruhm mitverantwortlich: “Einer flog über das Kuckucksnest”, “West Side Story”, “Der Stadtneurotiker”, “Mississippi burning”, “Der letzte Tango in Paris”, “Rocky”, “Der mit dem Wolf tanzt”, “Das Schweigen der Lämmer” uvm. In vielen dieser Filme ist seine Leidenschaft für den Film als Sozialkritik und die Thematisierung menschlicher Abgründe hervorstechend.
Das mag mit seinen Erfahrungen während der Nazizeit in Wien zusammenhängen, wo er als Jugendlicher viele demütigende und bedrohliche Erfahrungen erleben musste. So erzählte er beispielsweise davon, dass Mitglieder der Hitler-Jugend ihn am Donaukanal erwischt und ihn in eine Mülltonne gesteckt hätten, die sie langsam den Hang hinunterrollen ließen. Er hatte Todesangst.
Aufgrund dieser schlimmen Erlebnisse hat seine Annäherung an seine Heimatstadt Wien auch lange gedauert und hing schließlich mit vielen persönlichen Kontakten zu Mitgliedern der neuen Generation in Österreich zusammen. Darunter waren auch LehrerInnen unserer Schule. So konnte er wieder Vertrauen fassen. Ab Ende der 90-er Jahre kam er, als nunmehriger Präsident der Viennale und später als Jurymitglied des Wiener Filmfonds regelmäßig nach Wien und 2007 wurde ihm eine späte Würdigung zuteil: er wurde zum Ehrenbürger der Stadt Wien ernannt!
Eric Plescow besuchte mehrmals das Brigittenauer Gymnasium und die Gedenkstätte Karajangasse, sprach mit unseren Schüler*innen als Zeitzeuge und trat in einer Veranstaltung in der Gedenkstätte auf, wo seine Biographie* präsentiert wurde. Das Buch und ein Film über sein Leben (wo auch Szenen in der Schule gedreht wurden) steht in der Sammlung in der Gedenkstätte. Die Maxime seines Lebens und seine zentrale Botschaft an die Jugendlichen für ihre weiteren Vorhaben formulierte er bei diesen Gelegenheiten immer in perfektem Wienerisch: ” Du musst di immer im Spiegl schaun könnan!” Die Zuhörenden waren von seiner Persönlichkeit begeistert und blieben freiwillig zu Gesprächen mit ihm länger in der Schule.
Jetzt hat uns Eric Pleskow, ein ganz besonderer Schüler für immer verlassen!